Vermutlich gab es keine Siedlungsunterbrechung, bis die römische Herrschaft am Niederrhein fest etabliert war. Im Nahbereich der Kastelle von Gellep und Neuss entwickelte sich in Lintorf eine dichtere Siedlungsstruktur.
Die Reste hunderter "germanischer" Gefäße der Zeit des 2.-3. Jahrhunderts n.Chr. aus einheimischer Produktion fanden sich 1996 bei Bauarbeiten im Soestfeld. Scherben römischer Importgefäße und eine Mosaikglasperle fanden sich zusammen mit einheimischer Keramik am "Beeker Hof". "
Germanische" Gräber die beim Bau der evangelischen Kirche im 19. Jh. entdeckt wurden und eine aufwändig dekorierte Gefäßscherbe vom Konrad-Adenauer-Platz deuten bereits auf den späteren mittelalterlichen Ortskern als Siedlungszentrum. Römische Münzen des Marc Aurel und Constantinus I, sowie eine seltene Goldmünze des Kaisers Valens, belegen den vermutlich umfangreichen Handel mit Holz, Vieh, Eisen, Blei, Kalkstein mit den linksrheinisch gelegenen, römischen Siedlungen und weisen vielleicht auch auf Soldzahlungen an Söldner einheimischer Herkunft.
Um 1031-1050 und 1052 wird Lintorf erstmals in Urkunden der Reichsabtei Werden an der Ruhr als "lindthorpe" oder "linthorpe" erwähnt.
Die Bedeutung des Ortsnamen ist bis heute nur ansatzweise zu klären. "Thorpen" treten seit dem 8. Jahrhundert sehr zahlreich in den Schriftstücken der Abtei auf und sind zumeist nach den örtlichen "Grundherren" benannt (z.B. "renoldasthorpe"). Das Wort "thorpe" beinhaltet die Bedeutung von "umhegen" und "umgrenzen". Es stellt im weiteren Sinne einen Rechtsbegriff dar und wer nach fränkischem Recht einen "thorpefalheldero", den Überfall auf eine Thorpe beging, war schweren Strafen ausgesetzt. Die Vorsilbe "lin/lind" ist ein weibliches Attribut und scheidet als Personennamen aus. Die inhaltliche Bedeutung ist nicht zu erfassen. Bemerkenswert ist dasselbe Attribut im benachbarten Sieldungsnamen "Linnep".
Als bauliche Anlage handelt es sich um kleinere, in Haupt- und Nebengebäude gegliederte Siedlungseinheiten, manchmal auch um eine größere Ansammlung von Einzelhöfen, die möglicherweise gezielt zur Aufsiedlung von Reichsgut oder "Königsland" angelegt wurden. Lintorf lag inmitten des Reichsforst "Wenaswald" der der Verwaltung des Königshof Duisburg unterstand.
Der Adelssitz "Beeker Hof", die mittelalterliche Kirche des 12.Jhs., das leider abgerissene "Kornsgut" nahe der Kirche und die "alder moilen" (alte Mühle) auf deren Standort noch das Gut "Termühlen " am Uhlenbroich hinweist, sind die Eckpunkte "herrschaftlicher" Bautätigkeit am rechten Bachufer. Das Kornsgut war der Speicher für die Getreideabgaben der Lintorfer Hofesstellen die in der unmittelbar benachbarten "alten Mühle" gemahlen wurden.
Erst in der Neuzeit kam die heute noch funktionsfähige "neue Mühle", die "Helfensteinmühle", am linken Bachlauf hinzu. Weiter oben am Bachlauf liegt heute noch die "Oberste Mühle", eine Ölmühle. In der Scheune ist noch das Mauerwerk des Mühlradlagers erhalten.
Texte und Bilder: Thomas van Lohuizen, "Die Quecke"